Mitarbeiterbefragung als Mittel zur Organisationsentwicklung in Wachstumsunternehmen

Ein Fallbeispiel von Stefan Ringl, unitcell, Oktober 2015

 

Ein Unternehmen, das in einem dynamischen Markt innerhalb von etwa zehn Jahren seinen Umsatz und seine Mitarbeiterzahl vervielfacht, konzentriert sich erfahrungsgemäß erst einmal darauf Kunden zufrieden zu stellen, Wettbewerber abzuwehren, seine Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln und so die eigene Marktmacht zu stärken.

Die interne Organisation, insbesondere die Entwicklung der betrieblichen Kommunikationsstrukturen und die erhöhten Anforderungen an das Führungsverhalten aufgrund eines schnellen Mitarbeiterwachstums, treten dabei schnell und auch nachvollziehbar in den Hintergrund. Früher oder später fällt es dann auf, dass die Stimmung im Unternehmen, die Motivation und das Identifikationsverhalten der Mitarbeiter, nicht mehr so ist, wie es in den Anfängen war, Geschäftsführung und Mitarbeiter trauern diesen Zeiten oft etwas hinterher.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll, die eigene Organisation einmal von außerhalb betrachten zu lassen. Bestens ist der Zeitpunkt gewählt, wenn hier sowieso Entscheidungen anstehen, da sich das Geschäft weiter und auch breiter entwickelt hat und neue Führungsebenen notwendig werden, da die Konzentration auf die Geschäftsführer und die damit verbundene Leitungsspanne einfach zu groß werden.

Die Vorgehensweise - Einbezug aller Mitarbeiter

Aus dieser Situation heraus entwickelte die Geschäftsführung gemeinsam mit den Beratern der unitcell eine Projektaufgabe zur „Entwicklung einer wachstumsdynamischen Organisation unter Erhalt der eigentümergeführten Identität“. Zugegeben, ein etwas sperriger Titel für ein Beratungsprojekt, der jedoch wesentliche Botschaften klar enthält:

  • Die „neue“ Organisation muss so angelegt sein, dass auch das zukünftige geplante Wachstum problemlos mitbewältigt werden kann.
  • Dabei darf aber einer der wesentlichsten Vorteile des Unternehmens, die hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und der Eigentümerfamilie, nicht verloren gehen.

Die von der unitcell vorgeschlagene Vorgehensweise musste also von Anfang an darauf bedacht sein, einen Großteil, wenn nicht alle Mitarbeiter, in die Neufindung miteinzubeziehen.

Hierzu bot sich eine die gesamte Belegschaft umfassende Befragung an. Diese wurde per Fragebogen anonymisiert mit allen Mitarbeitern durchgeführt, die Ergebnisse analysiert und in einem zweiten Schritt mit ausgewählten Mitarbeitern aus allen Abteilungen des Unternehmens und über alle Hierarchieebenen in persönlichen Gesprächen untermauert. Dabei wurde den Mitarbeitern freigestellt, selbst auch ein Gespräch mit den Beratern zu suchen. Diese Form der Mitarbeiterbefragung bietet sich an, um mit einem vertretbaren Aufwand allen Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, sich zu aufbau- und ablauforganisatorisch relevanten Themen des Unternehmens, zur eigenen Zufriedenheit und zu den Erwartungen zu äußern und die Zukunft des Unternehmens mitzugestalten.

Die weiteren Schritte

Im nächsten Schritt wurde mit den Führungskräften des Unternehmens ein Workshop durchgeführt, in dem die Auswertung der Befragung präsentiert und diskutiert wurden. Resultat dieser intensiven Arbeitssitzung war die Verabschiedung einer Vorgehensweise bezüglich des Organisationsumbaus des Unternehmens. Hierzu wurde mit den Beratern der unitcell diskutiert, wo das Unternehmen sich in den nächsten fünf Jahren sieht und wie diese Ziele auch unter Berücksichtigung der Mitarbeiterwünsche zu erreichen sind.

Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung und des Führungskräfte-Workshops wurden allen Mitarbeitern verbunden mit den anstehenden Veränderungen präsentiert.

Gut vorbereitet, für die Beteiligten klar erkennbar und von den Mitarbeitern von Anfang an mitgetragen, konnten so die notwendigen Veränderungen im Unternehmen angegangen werden.

Gespannt erwarten nun alle schon die Resultate einer bereits beschlossenen erneuten Mitarbeiterbefragung, um auch bei den schon nach etwas mehr als einem Jahr erreichten Zwischenergebnissen sensibel auf die Strömungen im Unternehmen zu reagieren.